Bei einem Bewerbungsgespräch will sich ein Unternehmen ein Bild vom Bewerber machen. Ein Bild im eigentlichen Sinne ist etwas Optisches – und auch, wenn bei einem Vorstellungsgespräch vordergründig Kompetenz und Persönlichkeit geprüft werden, spielt die optische Komponente eine große Rolle.

Die Frage nach dem richtigen Outfit, die sich viele Bewerber im Vorfeld stellen, ist also durchaus eine wichtige. Beantwortet man sie sich richtig, kann man damit die Tür zum Traumjob schon ein Stück weit öffnen.

Kleider machen Leute – und manchmal auch den Unterschied zwischen einem erfolgreichen Bewerbungsgespräch und einer Absage.

Eine der Schlüsselfragen für die Personalverantwortlichen lautet: Ist der Bewerber in der Lage, unser Unternehmen – auch gegenüber Kunden – angemessen zu repräsentieren und gleichzeitig Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit auszustrahlen?

Durch die sorgfältige Auswahl der Kleidung drückt man seine Wertschätzung gegenüber dem Gesprächspartner aus. Gewisse Dinge wie ein gepflegtes Äußeres und ein professioneller Auftritt werden vom potentiellen Arbeitsgeber vorausgesetzt – vielleicht bemerkt er es nicht explizit, wenn diese Erwartungen erfüllt werden. Werden sie das aber nicht, ist der schlechte Eindruck groß und irreversibel – der Bewerber kann seine Chancen auf einen Anstellung schon durch den ersten Eindruck verspielen, oder aber erhöhen.

Was zum Vorstellungstermin angezogen wird, hängt nicht nur von allgemeingültigen Normen, sondern auch von der jeweiligen Branche ab. Die Kundenerwartung in Bezug auf die Kleidung ist bei Banken, Versicherungen und anderen Branchen, die einen Vertrauensvorschuss genießen, nach wie vor sehr traditionell. Auch in der anfänglich betont unkonventionellen IT-Branche zeichnet sich inzwischen eine Umkehr zum konservativen Look ab. Generell gilt jedoch: Je höher die angestrebte Position, desto wichtiger ist elegante Business-Kleidung. Wer sich optimal vorbereiten möchte, kann sich vor Ort über die gängigen Gepflogenheiten informieren und sehen, wie sich die Angestellten der Wunsch-Firma kleiden. Sekretärin zu fragen, was in dieser Position an Kleidung üblich ist, ist ein durchaus gangbarer Weg.

Wenn sich der erste Eindruck, den Sie durch Ihr Äußeres vermitteln, im Kopf Ihres Gegenübers verankert hat, bleibt vor dem eigentlichen Gespräch noch viel Zeit, weitere kleine Akzente zu setzen. Wer bereits in den ersten Momenten des Vorstellungsgesprächs Schreibblock, Kopien der eigenen Bewerbungsunterlagen und das Einladungsschreiben vor sich auf den Tisch legt, zeigt, dass er optimal vorbereitet und interessiert ist. Im weiteren Verlauf des Vorstellungsgesprächs kommt es darauf an, sich selbst und seine Qualifikationen sachlich, klar und überzeugend darzustellen. Daher sollten Bewerber grundlegende Dinge über die Firma, bei der sie vorsprechen, wissen – durch Unternehmensbroschüren, Werbung, Kataloge, Prospekte oder auch die Homepage des potenziellen Arbeitgebers erhalten Sie Informationen, mit denen Sie später punkten können.

Tipps für die Auswahl der Kleidung

Am wichtigsten ist es, stets sauber und gepflegt zu erscheinen und möglichst neutral zu riechen. Das heißt: Keine Unmengen von Duftwasser oder Aftershave, wenn parfümiert, dann nur äußerst dezent. Achten Sie darauf, dass Ihre Kleidung und Schuhe (!) makellos sauber sind. Es gibt zwar kein Patentrezept für passende Kleidung, aber grundsätzlich sollten Sie auf Folgendes achten:

  • Berücksichtigen Sie, was am besten zur Branche und zur angestrebten Stelle passt
  • Achten Sie darauf, dass Sie nicht zu viel bzw. zu auffälligen Schmuck tragen
  • Tattoos und Piercings sollten verdeckt bzw. entfernt werden
  • Wichtig ist, dass man sich sichtlich wohl fühlt. Schlecht sitzende oder ungewohnte Kleidung wirkt sich negativ auf Ihre Ausstrahlung aus und stört das harmonische Gesamtbild.
  • Grundsätzlich gilt immer, dass man nicht im Freizeit-Outfit zum Vorstellungsgespräch gehen sollte – und diesen Unterschied sollte man sehen.
  • Für Ihre Unterlagen nehmen Sie am besten eine Dokumentenmappe mit.

Darauf sollten Frauen achten

Verzichten Sie auf zu weibliche Reize. Eine dezente Bluse mit dezentem Ausschnitt entspricht dem Anlass. Tragen Sie keine knalligen Farben.

  • Mit einem Kostüm, Hosenanzug oder einer entsprechenden Kombination gelten Sie in der Regel in Banken, Versicherungen und Führungspositionen als gut angezogen.
  • In technischen Berufen sowie in der IT-Branche machen Sie mit Blazer und Bluse alles richtig. Ob Sie dazu Rock oder Hose tragen, ist Ihnen überlassen.
  • Wer sich für die Arbeit in der Forschung und Entwicklung oder in einem Werk bewirbt, benötigt keinen strengen Dresscode. Das gilt für alle Berufe, in denen die Kleidung im Alltag keine Rolle spielt, wenn Sie also nicht mit Kunden, Geschäftspartnern usw. in Kontakt kommen – in Führungs- oder repräsentativen Positionen selbstverständlich nicht.
  • Tragen Sie keinen Minirock!
  • Tragen Sie auch im Sommer Strümpfe wenn Sie sich in einer Bank, einer Versicherung  oder um eine Führungsposition bewerben.
  • Achten Sie darauf, dass Ihre Absätze nicht zu hoch sind.
  • Tragen Sie nur dezentes Make-up und ein unaufdringliches Parfum.
  • Tragen bzw. zeigen Sie keine Piercings oder Tattoos!

Das sollten Männer beachten

  • Mit einem Anzug liegen Sie in Banken, Versicherungen und Führungspositionen richtig. Tragen Sie ein frisch gebügeltes Hemd und eine frisch gebügelte Hose.
  • Die Krawatte darf farbig sein, wilde Muster oder Comics sind aber tabu. Achten Sie auf gedeckte Farben, z. B. grau oder anthrazit.
  • In technischen Berufen sowie in der IT-Branche machen Sie mit Sakko und Hemd nie etwas falsch.
  • Wer sich für die Arbeit in der Forschung und Entwicklung oder in einem Werk bewirbt, benötigt keinen strengen Dresscode. Das gilt für alle Berufe, in denen die Kleidung im Alltag keine Rolle spielt, wenn Sie also nicht mit Kunden, Geschäftspartnern usw. in Kontakt kommen – in Führungs- oder repräsentativen Positionen selbstverständlich nicht.
  • Gehen Sie nicht unrasiert zum Vorstellungsgespräch.
  • Entfernen Sie alle Piercings und Ohrringe.
  • Auch bei Männern gilt: keine sichtbaren Tattoos!

Das sollten Praktikanten beachten

Praktikanten sollen die gleichen Regeln beachten wie Bewerber für Festanstellungen. Personalverantwortliche drücken kein Auge zu, nur weil Sie sich als Praktikant bewerben. Achten Sie in diesem Fall genauso auf angemessenes Styling und Kleidung.

Jeans im Bewerbungsgespräch: Ein No-Go?

Wo es im Berufsalltag lockerer zugeht, ist die Jeans im Bewerbungsgespräch keine Seltenheit mehr. Die Meinungen in den Personalabteilungen gehen diesbezüglich jedoch stark auseinander. Was in dem einen Unternehmen möglich ist, ist in einem anderen ein No-Go. In IT-Unternehmen oder technischen Berufen ohne Führungs- oder repräsentative Verantwortung kann eine Jeans mit einem ordentlichen Hemd oder Sakko/Blazer durchaus angebracht sein. Wer nicht genau weiß, wie der Dresscode im betreffenden Unternehmen gehandhabt wird, sollte aber auf Nummer Sicher gehen und von einer Jeans beim Vorstellungsgespräch Abstand nehmen.

Checkliste zur Vorbereitung

  • Ist die Frisur OK? Gehen Sie am besten schon eine Woche vorher zum Friseur, dann haben Sie Zeit, sich auf den neuen Schnitt einzustellen und das optimale Styling, mit dem Sie sich wohlfühlen, zu finden.
  • Sind alle Kleidungsstücke gereinigt, gebügelt und in einwandfreiem Zustand?
  • Sind die Schuhe geputzt?
  • Vermeiden Sie Knoblauch und Alkohol am Vortag!

Am Tag des Bewerbungsgespräches

  • Sind Ihre Fingernägel geschnitten und sauber?
  • Sind Sie frisch rasiert?
  • Bei einem Bewerbungsgespräch sollten Sie nicht nach Rauch riechen: Verzichten Sie also auf die Zigarette am Weg.
  • Für alle Fälle Mundspray, Kaugummi, Deo, Seife usw. einpacken.
  • Wenn Sie eine längere Anreise vor sich haben, vergessen Sie nicht, ein Hemd bzw. eine Bluse zum Wechseln einzupacken – passieren kann immer etwas.

Die goldene Regel – ehrlich sein

Beschäftigen Sie sich mit den zu erwartenden Fragen. Trainieren Sie keine fertigen Formulierungen, aber lassen Sie sich ruhig einmal von einem Freund auf Herz und Nieren prüfen, um im Vorstellungsgespräch nicht von etwaigen kritischen Fragen ins Stocken gebracht zu werden. Mit ein wenig Übung sind Sie optimal vorbereitet, um in (fast) jeder Situation souverän reagieren zu können.

Von höchster Wichtigkeit ist es, authentisch und ehrlich zu wirken – das

ist entscheidend für den Erfolg von Bewerbungsgesprächen. Wer vielleicht sogar von sich aus schwierige Fragen anspricht und positiv verpackt, hinterlässt in jedem Fall einen guten Eindruck.

Blickkontakt und Körpersprache

Nehmen Sie die Körpersprache ernst – sie sagt mehr aus, als Sie vielleicht glauben. Selbst wenn Sie aufgeregt sind, können Sie durch den richtigen Einsatz Ihrer Körpersprache Sicherheit vermitteln.

  • Bevor Sie mit Argumenten überzeugen, stellen Sie Blickkontakt her. Wer dem Blick ausweicht, wirkt desinteressiert und introvertiert.
  • Ignorieren Sie stille Anwesende nicht.
  • Lächeln Sie freundlich und nicht aufgesetzt.
  • Hören Sie aufmerksam zu und nicken Sie im Gespräch gelegentlich.
  • Sie sitzen mit einem geraden Rücken, haben die Füße am Boden und sitzen komplett am Stuhl. Sitzen an der vorderen Kante eines Stuhles zeigt Fluchtverhalten an – „ich möchte nicht bleiben“.
  • Kein Körperteil darf eingeklemmt sein.
  • Wer richtig sitzt, ist entspannt und verfällt auch nicht so schnell in eine angespannte, hohe Tonlage.

Körperliche Distanz ist wichtig       

  • Verschränken Sie Finger, Arme und Beine nicht – das wirkt abweisend.
  • Vermeiden Sie Aggressionsgesten wie die Fäuste zu ballen oder mit dem ausgestreckten Finger zu „drohen“.
  • Halten Sie angemessene Distanz –  eine Armlänge beim Händeschütteln.
  • Achten Sie auf eine Platzzuweisung. Erhalten Sie diese nicht, fragen Sie z.B. In einem Besprechungszimmer: „Wo sitzen Sie?“ Damit Sie sich orientieren können und sich nicht falsch platzieren.
  • Haben sie Respekt vor dem „Revier“ des Vorgesetzten. Stützen Sie Ihre Unterarme nicht auf den Schreibtisch Ihres Gegenübers auf und legen Sie nicht, ohne zu fragen, Ihre Unterlagen auf den Schreibtisch. Auf einen Besprechungstisch können Sie Ihre Unterlagen hingegen ohne weiteres einfach legen.
  • Vermeiden Sie als Mann zu breitbeiniges Sitzen – wirkt auf weibliche Vorgesetzte protzig, störend und respektlos.
  • Vermeiden Sie als Frau das „Mädchen-Schema“ – ein schief gelegter Kopf, Dauerlächeln, eine säuselnde Stimme und das Hin- und Herdrehen der Schulter strahlen Unsicherheit aus.

Außerdem gilt: Die Körpersprache sollte, wie die Kleidung, der Situation und Branche angepasst werden. Je höher die Position und je konservativer die Branche, desto zurückhaltender sollte Ihre Körpersprache ausfallen. Von eingeübten Verhaltensweisen vor dem Spiegel wird abgeraten – das kann schnell steif und künstlich wirken. Je authentischer, desto besser!

Bleiben Sie locker und authentisch, achten Sie den Dresscode und fühlen Sie sich wohl in Ihrem Outfit. Dann kann nichts mehr schiefgehen.

Viel Erfolg!

Ihre Elisabeth Motsch